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RE: Debattenkultur - Lasst uns darüber reden, wie wir miteinander reden #1

in #deutsch7 years ago

Liebe Patze,

Du greifst in Deinem Artikel mehrere Aspekte der bzw. einer Kommunikation auf. Grob kann man sagen, lässt es sich einteilen in die Strategie einer Kommunikation, dem habituellen Führung eines Gespräches/ Gesprächskultur, der Reflektion eines Gespräches und der Form des Gespräches, also face-to-face oder virtuell.

Ich möchte mich hier nur auf Letzteres konzentrieren.

„mit gänzlich Fremden Menschen lässt es sich nur schwer konstruktiv diskutieren“
Das hat eigentlich nicht primär mit dem Netz zu tun, da man auch im realen Raum auf fremde Gesprächspartner treffen kann, mit denen man durchaus konstruktiv diskutieren kann. Du meintest wohl eher den virtuellen Raum.

„Selbst bei konstruktiven Gesprächen im Netz fehlt der emotionale Zusammenhang.“ Maybe.

Ich sehe das Problem eigentlich woanders. Im digitalen Zeitalter hat sich unser Medienkonsum total geändert. Reizüberflutung, overnewsed but underinformed, etc. sind die bekannten Schlagworte dafür.

So wie heute kaum noch jemand die Muße hat, ein Buch zu lesen, verhält es sich im Internet mit langen Texten. Solche werden wenn überhaupt von der Masse nur angelesen, weil all jene unter 30 eigentlich im SMS-Modus sich befinden.
Das sind natürlich tödliche Punkte für ein konstruktives Gespräch, das in der Regel auch eine mehrschichtige Materie / Thema zu Inhalt hat. Mit Schlagworten lässt sich eine solche Konversation nicht führen – egal, ob man das Gegenüber kennt oder nicht.

Natürlich bittet das persönliche Gespräch eine Reihe von Möglichkeiten (Mimik, Gestik, etc.) der schriftliche Auseinandersetzung nicht zur Verfügung stehen. Dennoch zeigt die Geschichte, dass es durchaus möglich war bzw. ist, sich auch schriftlich sehr genüsslich und auf hohem intellektuellen Niveau auszutauschen.

Wie gesagt, das Problem liegt in der Mediennutzung unser Zeit. Chatrooms & Kommentarspalten sind dafür eben nicht der richtige Platz.

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Danke für diese Kritik.
Mit demTeilbegriff "Gespräch" möchte ich die, von dir ordentlich aufgelisteten, Aspekte zusammenfassend beschreiben. Ich hätte diesen Begriff vielleicht klarer definieren sollen, es erschien mir nicht notwendig. Vermutlich war ich an dieser Stelle zu nah am Thema, denn als Einsteiger wären diese Aspekte für das Grundverständnis notwendig gewesen.

Vielleicht ist es eine Frage der persönlichen Grundhaltung. Ich führe mit Fremden gerne kritische Gespräche, den Raum für Einfluss in meine persönliche Entwicklung vermeide ich dabei jedoch. Konstruktiven Einfluss schränke ich auf nahestehende Personen ein. Dies ist ein starker Beschützeranteil meiner eigenen Persönlichkeit. Ich sehe mich dabei also als Person, die nicht mit fremden Menschen konstruktiv auf Metaebene diskutieren kann. Es geht hier nicht nur um den konstruktiven Charakter, sondern um den konstruktiven Charakter auf Metaebene. War dir das in der Form bewusst? Wenn ja, habe ich diesen Teil deiner Kritik missverstanden.

Dieses mögliche Missverständnis erinnert mich an deinen letzten Punkt, die Mediennutzung. Ja ich stimme dir zu, die Aufmerksamkeit und Geduld beim "aufmerksamen zuhören"( hierzu möchte ich auch noch einen Beitrag schreiben) hat stark nachgelassen.

Ich möchte nochmal an den Charakter von Face-to-face Gesprächen erinnern, der rein begrifflich auf persönlichem Kontakt jeglicher Form basiert. In der Tat ist virtuell eine eigene Form der Kommunikation. Ja Chatrooms sind dafür nicht der richtige Ort. Wie du aber selbst feststellst, dieser Medienkonsum hat Folgen auf die reale Gesellschaft.
Mir ging es um eine generelle Debattenkultur, die ,auf Grund des virtuellen Umgangs, als kaum vorhanden erscheint. Mein Versuch hiermit ist der Start einer Metadebatte, die bei den Basics beginnt. Verstehst du was ich meine? Im Idealfall debattieren wir im weiteren Verlauf die virtuelle Debattenkultur und haben dabei einen ähnlichen Wissensbestand. Sprich: ich versuche eine Debatiergrundlage zu schaffen.
Konnte ich mich verständlich ausdrücken?